Unterhaltungselektronik & Wegwerfgesellschaft – Aspekte, Zusammenhänge und Folgen

Unterhaltungselektronik & Wegwerfgesellschaft - Aspekte, Zusammenhänge und Folgen
Das Thema Wegwerfgesellschaft ist in den letzten Jahren schnell schon zu einem Modewort innerhalb der Nachhaltigkeitsdebatte geworden. Unabhängig von der Branche (Lebensmitteleinzelhandel, Möbel, IT, Automobil usw.) scheint das Thema eine umfassende Relevanz zu haben. Jeder wird in allen Bereichen des täglichen Lebens ständig auf dem neuesten Stand sein, sodass Geräte lieber ersetzt, als repariert werden.

Das Neueste vom Neuen, bitte!

Im Bereich der Unterhaltungselektronik und speziell der IT- und Telekommunikationsbranche sind es va die rasanten technischen Fortschritte , die diese Entwicklung fördern. Insbesondere bei Smartphones hat sich eine relativ kurze Nutzungsdauer (18-24 Monate) der Geräte mittlerweile fest etabliert. Schließlich bringen die großen Hersteller jährlich ein neues „Flaggschiff“ auf den Markt. Damit soll der Kunde davon überzeugt sein, dass sein Modell veraltet und nicht mehr konkurrenzfähig ist. Die dadurch verursachten Probleme sind den meisten Menschen sicherlich bewusst. Doch weil die Auswirkungen für uns in den Industrieländern kaum spürbar sind, sehen wahrscheinlich die Wenigsten eine Notwendigkeit, ihr Konsumverhalten zu ändern. Als Online-Shop für Handy-Ersatzteile liegt es uns besonders am Herzen, mehr Menschen dazu zu bewegen, ihr Handy, Smartphone oder Tablet nicht gleich beim ersten kleinen Defekt direkt zu entsorgen. Oft lohnt sich eine Reparatur nicht nur aus Umweltsicht, sondern sie schont auch den Geldbeutel. Eine Grundvoraussetzung, um mehr Menschen auf diesem Gebiet zu erreichen, ist die gezielte Aufklärung bzgl. der Zusammenhänge und Folgen eines Trends des Wegwerfens.

Elektroschrott-Problematik

In erster Linie stellt Elektroschrott natürlich ein enormes Umweltproblem dar, von dem wir in Deutschland bzw. Europa so gut wie nichts mitbekommen. Ein Großteil der Mülldeponien für Elektroschrott befindet sich in Drittländern (zB Afrika oder Indien). Dort wird der Schrott unter teils unzumutbaren Umständen nach verwertbaren Metallen durchsucht. Dabei treten giftige Bestandteile aus und versickern im Boden . Eine extreme Gesundheitsgefährdung der beteiligten Menschen (oft Kinder) ist nicht vermeidbar. Auf der Suche nach Gold, Coltan oder Kupfer gehen die Menschen auf den Elektroschrott-Mülldeponien große Gesundheitsrisiken ein. Um an die kostbaren Metalle zu gelangen, die in den Geräten nur zu einem äußerst geringen Anteil vorkommen, werden die Geräte verbrannt . Dabei werden giftige, krebserregende Dämpfe freigesetzt. 2008 sprach Greenpeace in diesem Zusammenhang von der „Vergiftung der Armen durch den Wohlstandsmüll der Reichen“.
Unterhaltungselektronik & Wegwerfgesellschaft - Aspekte, Zusammenhänge und Folgen 1 Kinder auf einer Mülldeponie in Ghana.
Besonders paradox an dieser Art des „Recyclings“ ist, dass die gewonnenen Rohstoffe, wie Eisen, Aluminium oder Kupfer am Ende wieder in den Industrieländern landen. Im Zuge der steigenden Nachfrage nach elektronischen Geräten sind diese Rohstoffe besonders begehrt. Sicherlich wäre es sinnvoller und va nachhaltiger sowie gesundheitlich unbedenklicher, wenn der Elektroschrott in den Industrieländern selbst fachgerecht recycelt würde. Doch das ist vielen Industrieländern schlichtweg zu teuer . Viel günstiger ist es, den Elektroschrott als funktionsfähige Second-Hand-Ware (denn Schrott darf nicht exportiert werden) nach Asien und Afrika zu verkaufen und das Problem dorthin zu verlagern. Letztendlich profitieren die Industrieländer damit auf allen Ebenen. Sie selbst müssen sich nicht um das aufwändige und kostenintensive Recycling kümmern und bekommen am Ende trotzdem die zurückgewonnenen Rohstoffe über Großhändler.

Bemühungen der EU zur Reduzierung und ordnungsgemäßen Wiederverwertung von Elektroschrott

In den vergangenen Jahren gab es von Seiten der EU bereits deutliche Versuche, das Elektroschrott-Problem anzugehen. Im Jahr 2002 wurde die „Richtlinie über Elektro- und Elektronikaltgeräte“ beschlossen. Diese schreibt vor, dass jeder EU-Staat Daten zu den Sammelmengen und Verwertungsquoten von Elektroaltgeräten erfassen muss. Die von der EU festgelegte Sammelquote erhöht sich kontinuierlich. Seit 2016 müssen demnach 45 % und ab 2019 65 % des Durchschnittsgewichts der in den drei Jahren im Verkehr gebrachten Elektrogeräte gesammelt werden. Um diese Zitate zu erreichen, trat 2015 in Deutschland das neue Elektrogesetz in Kraft. Dies gilt in der Regel für die Rücknahme von Elektroaltgeräten bei Herstellern und Händlern. Auch damit ist ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Elektroschrott-Problems in Afrika und Asien getan.
Unterhaltungselektronik & Wegwerfgesellschaft - Aspekte, Zusammenhänge und Folgen 2 Die EU bemüht sich um die Minimierung des Elektroschrott-Problems
Darüber hinaus schreibt die europäische „Richtlinie über Elektro- und Elektronikaltgeräte“ vor, dass vor dem Export von als „gebraucht“ deklarierten Geräten zunächst deren Funktionsfähigkeit nachgewiesen werden muss.

Relevanz der Thematik für den Konsumenten

Was kann ich als Konsument effektiv tun, um Elektroschrott zu minimieren und Ressourcen zu schonen? Die beste Möglichkeit bietet natürlich der Verzicht . Gerade bei Elektrogeräten sollte zunächst hinterfragt werden, ob das Gerät wirklich benötigt wird und die Anschaffung auf lange Sicht sinnvoll ist. Sollte sich eine Anschaffung als unbedingt notwendig herausstellen, sollte beim Kauf des Geräts zumindest darauf geachtet werden, dass es qualitativ hochwertig verarbeitet ist. Darüber hinaus ist es sinnvoll, ein Gerät zu kaufen, das kleinere Reparaturen selbst durchführen lässt . Am Beispiel eines Smartphones ist es bspw. Es empfiehlt sich, ein Gerät mit austauschbarem Akku zu kaufen, da diese häufig kaputt gehen. Schließlich soll das Gerät möglichst lange genutzt werden. Mit ein wenig mehr Wertschätzung für die Konsumgüter in unserem täglichen Leben und dem bewussten Hinterfragen, was wir wirklich brauchen, können Ressourcen effektiv und nachhaltig geschont werden.
Unterhaltungselektronik & Wegwerfgesellschaft - Aspekte, Zusammenhänge und Folgen 3 Ein bewusster Verzicht ist der beste Beitrag zu weniger Elektroschrott.
In Deutschland fielen allein pro Person und Jahr etwa 21 kg Elektroschrott an. Jede Minute wird in Deutschland außerdem ca. 280 kg IT- und Telekommunikationsgeräte entsorgt. Der Entsorgungsdienstleiter entsorgung.de bietet auf seiner Homepage eine interessante Echtzeit-Animation zum Thema „Abfall von deutschen Privathaushalten“ . In Sekundenschritten wird hier der Zuwachs des produzierten Müllbergs, sortiert nach verschiedenen Müllarten, dargestellt.

Fazit

Insgesamt betrachtet, fällt auf, dass sich die sog. Wegwerfgesellschaft in den vergangenen Jahren bereits gewandelt hat. Angetrieben durch eine medial stark präsente Nachhaltigkeitsdebatte in allen Lebensbereichen, werden verstärkt Projekte und Initiativen ins Leben gerufen, die einen nachhaltigen Umgang mit Konsumgütern appellieren. Viele Menschen entscheiden sich bewusst für langlebige Konsumgüter und hinterfragen ihren Konsum insgesamt. Allerdings gibt es nach wie vor auch auf der Händlerseite viele Konzepte, die bewusst auf eine Kurzlebigkeit ihrer Produkte ausgelegt sind und das Phänomen der Wegwerfgesellschaft unterstützen (Ikea, Primark & ​​Co.). Innerhalb der Smartphone-Branche liegt das Problem va darin begründet, dass sich der technische Fortschritt extrem rasant entwickelt. Dadurch wird den Konsumenten signalisiert, dass in regelmäßigen, kurzen Abständen die Notwendigkeit zu einem Neukauf besteht. Aber auch in dieser Branche zeigen sich zunehmend positive Entwicklungen, die sich diesem Trend entgegenstellen. Zu nennen sind hier insbesondere die zwei Smartphone-Hersteller „Fairphone“ und „Shiftphone“ , die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ein nachhaltiges, faires Smartphone zu produzieren. Dabei trägt insbesondere die Modularität der Geräte dazu bei, dass diese sehr einfach repariert werden können. Dadurch kann eine deutlich erhöhte Nutzungsdauer gewährleistet werden. Auch Projekte wie Tauschbörsen oder Repair-Cafés machen den allmählichen Bewusstseinswandel deutlich. Als Konsument hat man einen sehr großen Handlungsspielraum, wenn es darum geht, dem fraglichen Trend des sinnlosen Wegwerfens die Stirn zu bieten. Allerdings muss auch die Industrie- und Händlerseite stärker in die Pflicht genommen werden. Immer wieder wird auf politischer Ebene diskutiert, mit welchen Lösungsansätzen hier Erfolge erzielt werden können. Dabei wurde auch schon mehrfach im EU-Parlament der Vorschlag eingebracht, die Hersteller von Smartphones gesetzlich dazu zu verpflichten , eine einfache Reparaturfähigkeit ihrer Geräte zu gewährleisten. Die Hürden scheinen groß zu sein – vermutlich weil auf der Hersteller-Seite genau das Gegenteil gewünscht sein dürfte, um den Absatz zu steigern . Aber genau diese Debatten gehen in die richtige Richtung und müssen viel stärker in die Öffentlichkeit getragen werden.

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